In den letzten zwei Jahren habe ich mit unzähligen Schülerinnen und Schülern auf Seminaren, der Lernplattform oder per Fragebögen zusammengearbeitet. Ein Hauptgrund für schlechte Noten hat sich dabei herauskristallisiert: Mangelnde Motivation.

Wie du deine persönliche Motivation für die Schule und das Lernen enorm steigern kannst, erfährst du in diesem Kapitel.


Was ist Motivation überhaupt?

Damit wir einen Plan für die Steigerung deiner Motivation für Schule und Lernen entwickeln können, müssen wir vorerst verstehen, was Motivation eigentlich ist.

Die Gesamtheit der Beweggründe, die zur Handlungsbereitschaft führen können, nennt man Motivation.

Was bedeutet diese Definition konkret? Dazu eine Geschichte.
Ich habe die Schule nach der 10. Klasse mit einem Notenschnitt von 3,8 abgebrochen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt keinerlei Motivation, auch nur eine einzige weitere Sekunde in der Schule zu verbringen. Dies lag daran, dass ich keine Beweggründe hatte, um Bestnoten zu erzielen.

Nach meinem Schulabbruch geriet ich auf die schiefe Bahn und landete schließlich wegen Körperverletzung im Jugendarrest. Zu dieser Zeit dachte ich sehr viel über mein Leben und meine Motivation im Leben nach. Ich realisierte, wie wichtig ein sehr gutes Abitur für eine glückliche, sichere und erfüllte Zukunft ist. So wandelten sich meine Lebensmotive von “Jeden Tag feiern, trainieren und abhängen” zu “ein Abitur mit 1,0 machen und den Notenschnitt fürs Medizinstudium schaffen, Stolz auf meine eigene Leistung sein und meine Eltern glücklich sowie stolz machen”. Mit diesen neuen Beweggründen und meiner Gesamtmotivation schaffte ich es schließlich, mein Abitur mit Notenschnitt 0,8 zu meistern.

Ich bin durchschnittlich intelligent mit einem IQ von 99. Somit steht fest, dass jede Schülerin und jeder Schüler ein Top-Abitur schaffen kann, wenn sie oder er die richtigen Beweggründe hat.

Schritt 1: Deine Beweggründe festlegen

Natürlich musst du nicht erst im Jugendarrest landen, um deine Motive radikal zu ändern und Bestleitungen in der Schule zu erzielen. Noch heute kannst du deine Beweggründe neu sortieren und schon morgen mit neuer Motivation im Unterricht durchstarten.

Aufgabe: Warum möchtest du dich in der Schule überhaupt verbessern? Denk bitte jetzt über diese Frage nach. Schreib deine fünf wichtigsten Gründe auf.

Du kommst nach den ersten drei schon ins stottern? Dann ist es nicht verwunderlich, dass deine Motivation für Schule und Lernen Mängel aufweist. Deine “WARUMS” müssen so stark in dein Gehirn eingebrannt sein, dass ich dich mitten in der Nacht aufwecken könnte und du mir im Halbschlaf aufzählen kannst, WARUM du Bestnoten in der Schule erzielen möchtest.

Wahrscheinlich würdest du mich eher fragen WARUM zum Teufel ich mitten in der Nacht in deinem Zimmer stehe und dir Fragen über deine Motivation stelle. Doch ich denke, du hast das Prinzip verstanden.

Deine Beweggründe, Motive, Warums müssen dir jederzeit unterbewusst im Kopf bleiben.

Entscheidungen entscheiden über deinen Erfolg

In jeder Lebenssituation triffst du Entscheidungen aufgrund deiner Werte.

• bis spät in die Nacht fernsehen oder früher schlafen, um ausgeschlafen Gas zu geben in der Schule
• auf Facebook, Insta, Snapchat abhängen oder ein hammermäßiges Referat entwerfen
• mit Freunden ins Schwimmbad fahren oder für die Klausur lernen

Unaufhörlich treffen wir hunderte von Entscheidungen täglich, die letztlich über unseren Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Erfolg hast du, wenn dein Motiv für das Erstellen des Referates größer ist, als die 36. Snapchatstory von irgendeinem Freund anzusehen.

Damit haben wir den Kern deiner Motivation erreicht.
Du brauchst starke Motive, die zu Entscheidungen führen, die dich deinem Ziel und somit deinem Erfolg näher bringen.

Sicher fragst du dich, welche Motive ich damals hatte. Hier kommt die Rangliste meiner wichtigsten Motive.

Meine Motive für Bestnoten:

  1. Stolz auf meine eigene Leistung sein
  2. Notenschnitt fürs Studium schaffen
  3. Sichere Zukunft ermöglichen
  4. Eltern glücklich/stolz machen
  5. Intelligenter werden und das eigene Wissen erweitern
  6. Anerkennung von Mitschülern, Freunden und Lehrern

Diese sechs Beweggründe führten dazu, dass ich eine unglaubliche Motivation entwickelte.
Ich fing an, jede meiner Entscheidungen neu zu überdenken.

Warum sollte ich keinen dreistündigen Mittagsschlaf machen und stattdessen Lernen? – Weil ich stolz auf die Leistungen in meiner nächsten Klausur sein möchte.

Warum sollte ich jetzt nicht auf Facebook online gehen und stattdessen das Referat vorbereiten? – Weil ich den Notenschnitt fürs Medizinstudium schaffen will.

Warum sollte ich an einem Mittwochabend nicht feiern gehen und stattdessen früher schlafen? – Weil ich meine Eltern stolz und glücklich machen möchte.

Aufgabe: Welche sind deine fünf wichtigsten Motive für Bestnoten in der Schule? Hat sich etwas an deinen Motiven vom Anfang des Artikels geändert? Konntest du deine Beweggründe ergänzen.

Schritt 2: Dein Wertesystem auf Bestnoten ausrichten

Du hast nun deine wichtigsten Beweggründe festgelegt. Im nächsten Schritt werden wir konkreter. Wir verändern die Motivation für deine täglichen Aktivitäten so, dass diese Aktivitäten zu mehr Motivation und Erfolg führen. Für die Neuausrichtung deiner Motivation müssen wir uns vorerst dein bestehendes Wertesystem ansehen. Wir werden deine Werte neu ordnen und so entsteht deine perfekte Motivation für Schule und Lernen automatisch.

Dein Wertesystem anpassen
Dein persönliches Wertesystem steuert jede deiner Handlungen. Deine Werte sind wie ein Kompass, der dich unbewusst in eine Lebensrichtung steuern lässt. Zur Vereinfachung analysieren wir im folgenden Abschnitt allerdings nicht deine zugrundeliegenden Werte, sondern schauen uns Aktivitäten an, die derzeit den höchsten Stellenwert für dich haben.

Aufgabe: Welche fünf Aktivitäten haben derzeit den höchsten Wert für dich im Leben?

Mit dieser Frage decken wir dein derzeitiges Wertesystem auf und können es anschließend auf deinen Schulerfolg ausrichten. Dazu ein Beispiel meines Wertesystems in der 10. Klasse und im Vergleich dazu während des Abiturs.
In der 10. Klasse hatten folgende Sachverhalte den höchsten Stellenwert in meinem Leben:

1. Bodybuilding
2. Partys
3. Mädels treffen
4. Freunde treffen
5. Abhängen

Klar, dass mit diesen Werten und Motiven keine Bestnoten in der Schule möglich sind. Und so richtete ich die Rangordnung meiner Aktivitäten auf Top- Schulleistungen aus.

1. Schule und Lernen
2. Lernplattform/Unternehmertum
3. Freunde/Familie
4. Bodybuilding
5. Partys

Diese kleine Umstrukturierung veränderte mein gesamtes Leben. Ab diesem Tag lernte ich regelmäßig unter der Woche. Lernen und Erfolg in der Schule standen immerhin an erster Stelle für mich. In meiner Freizeit kümmerte ich mich um den Aufbau der Lernplattform. Statt in der Schulzeit ging ich ab diesem Tag nur noch nach der Schule zum Training.

Das Treffen mit meinen Freunden beschränkte ich auf die Wochenenden, an denen ich auch regelmäßig feiern ging und meine Erfolge aus der Schulzeit von unter der Woche zelebrierte.

Schon nach wenigen Wochen fühlte ich mich besser als jemals zuvor im Leben. Mein Leben war perfekt ausgeglichen und ich steuerte immer stärker auf mein Ziel zu, ein Abitur mit einem Schnitt von 1,0 zu erlangen.

Jetzt bist du am Zug.

Aufgabe: Nimm deine Liste mit dem wichtigsten Aktivitäten von der letzten Aufgabe. Welche Aktivitäten kannst du hinzufügen und wie kannst du die Aktivitäten verschieben, sodass Schule und Lernen möglichst weit oben landen?

Schritt 3: Kombiniere dein Wertesystem mit deinen Motiven

Wenn derzeit Freunde und Familie an oberster Stelle für dich stehen und du mit deinen Schulleistungen halbwegs zufrieden bist, fällt es dir ggf. schwer, die Rangordnung zu verändern. Damit sind wir wieder bei unserem Ausgangsthema, der Motivation.

Jeder Tag hat 24 Stunden. Wenn du dich direkt nach der Schule dazu entschließt, einen Mittagsschlaf zu machen, zu zocken oder mit Freunden abzuhängen und dies für einen beträchtlichen Zeitraum, bleibt in den 24 Stunden nicht genug Zeit, um Hausaufgaben zu erledigen, Vorzuarbeiten und für Klausuren zu lernen.

Damit sind wir beim Kernpunkt dieses Artikels angelangt. Denn wenn man nur Schule und Lernen an die oberste Stelle im Wertesystem setzen müsste, um Bestnoten zu erzielen, hätte jeder zweite Abiturient ein 0,8er Abitur.
Wie schaffen wir es also, deine Motivation für das Lernen so drastisch zu stärken, dass du morgen von der Schule nach Hause kommst und du statt auf Facebook abzuhängen, deine Hausaufgaben machst?

Die Fusion deines Wertesystems mit deinen Beweggründen
Stell dir nun bitte eine Situation vor, in der dir die Motivation zum Lernen fehlt. An hoher Stelle in deinem Wertesystem steht ab sofort Schule und Lernen. Aufgrund dieser Tatsache stehen alle anderen Aktivitäten in der Hierarchie unter Schule und Lernen. Wenn es nun also zum Showdown kommt zwischen Lernen und Social Media, weißt du sofort, dass das Lernen jetzt wichtiger ist als auf Snapchat abzuhängen.

Die Motivation dafür, dass du auch wirklich lernst und nicht online gehst, entsteht durch deine Motive/Beweggründe, die du dir in dieser Situation ins Gedächtnis rufst.

Aufgabe: Visualisiere deine wichtigsten Beweggründe. Schließe dafür deine Augen und stell dir bspw. vor, wie glücklich deine Eltern sind, wenn du ein Einser-Abitur erzielst. Wenn du dich entscheiden musst, ob du surfst oder lernst, rufe dir dieses Bild in Erinnerung.


Zusammenfassung

Motive einprägen, verstärken und umsetzen

Im ersten Schritt hast du deine wichtigsten Motive herausgestellt. Dann hast du dein Wertesystem im zweiten Schritt neu geordnet und auf Erfolg ausgerichtet. Im letzten Schritt haben wir diese Aktivitäten mit deinen Motiven verknüpft und du hast eine bärenstarke Motivation für das Erreichen deiner Ziele entwickelt.

Wenn du heute vor der ersten Entscheidung stehst – Fernsehen oder Hausaufgaben – rufe dir in Erinnerung, wofür du die Hausaufgaben machst? Was sind deine wichtigsten Motive? Stell dir bspw. ganz bildlich vor, wie du beim Abiball dein Einser-Zeugnis erhältst, weil du jetzt Hausaufgaben machst und eine Top-Note für die Mitarbeit bekommst.

Entscheide dich dann, die Hausaufgaben anzufangen. Auch wenn du dir vornimmst, erstmal nur 10 Minuten zu arbeiten. Das wichtigste ist, dass du anfängst. Der Erfolg stellt sich dann automatisch ein.

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